Fußball

Weltenbummler Krautzun: "Ich bleibe Student des Fußballs"

Eckhart Krautzun: "Für mich ist Rot-Weiss Walldorf ein Musterbeispiel für eine hervorragende Vereinsführung und Vereinskultur.

"Das ehrenamtliche Engagement, das in Amateurvereinen geleistet wird, ist mit keinem Geld der Welt zu bezahlen."

Eckhard Krautzun hat dank des Fußballs die Welt gesehen. Auch in Deutschland hat der Fußball-Lehrer erfolgreich gearbeitet und unter anderem mit dem 1. FC Kaiserslautern den DFB-Pokal gewonnen. Aber seine Heimat ist der Amateurfußball. Begonnen hat alles bei Union Solingen und dem Rheydter SV. Heute lebt der 84-Jährige in Heppenheim und verfolgt die Begegnungen der dortigen Sportfreunde und des FC Starkenburgia sehr rege. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Krautzun über den Fußball in der weiten Welt und direkt vor der eigenen Haustür.

FUSSBALL.DE: Herr Krautzun, mal ehrlich, wie intensiv verfolgen Sie noch den Fußball?

Eckhard Krautzun: Sehr intensiv. Auch mit 84 Jahren bin ich noch voll im Thema und schaue mir alles an. Die Bundesliga, aber auch internationalen Fußball.

Vor Ort oder im Fernsehen?

Krautzun: Vor Ort natürlich, wenn es sich anbietet. Ich versuche, mindestens einmal die Woche irgendwo im Stadion zu sein. Aber natürlich auch im Fernsehen.

Vor allem in Deutschland?

Krautzun: Ja, schon. Aber ich bin auch mehrfach im Jahr in England - zum Beispiel bei Manchester United, Manchester City oder dem FC Liverpool. Aber in erster Linie bin ich in Deutschland unterwegs. Als ehemaliger Trainer von Darmstadt 98 habe ich dort eine Dauerehrenkarte. Ich bin gerne beim FCK auf dem Betzenberg, bei Eintracht Frankfurt, in Hoffenheim und auch bei Mainz 05. Der Fußball war mein Leben lang mein Brotgeber. Also werde ich selbstverständlich auch bis zu meinem letzten Tag Teil des Spiels bleiben. Der Fußball hält mich jung. Ich freue mich darüber, dass ich immer noch als Experte gefragt bin und Vorträge halten darf.

"Der Amateurfußball ist eine super Möglichkeit, Hinzugezogene in die Gemeinschaft zu integrieren"

Interessiert Sie nur der Profifußball oder auch die Amateure?

Krautzun: Der Amateurfußball ist die Basis. Ich bin ja nicht ohne Grund Mitglied in vier verschiedenen Vereinen. Ich bin sehr gerne am Wochenende bei den Sportfreunden Heppenheim oder dem FC Starkenburdia auf der Anlage. Auch wenn der Nachwuchs spielt, bin ich da. Der Frauenfußball interessiert mich inzwischen ebenfalls sehr. Meiner Meinung nach ist das Spiel selbst der beste Lehrmeister.

Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach der Amateurfußball? Der Fußball vor der Haustüre?

Krautzun: Extrem wichtig. In vielerlei Hinsicht. Auch für uns als Gesellschaft. Ich liebe spannende Lokalderbys, die mit großen Emotionen geführt werden. Das ehrenamtliche Engagement, das in kleinen und größeren Amateurvereinen in ganz Deutschland geleistet wird, ist mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. Das ist einfach nur großartig. Ich freue mich immer, wenn ich am Wochenende ganze Familien auf der Anlage sehe, die dort eine tolle Zeit haben. Der Amateurfußball verbindet. Und er ist übrigens auch eine super Möglichkeit, Hinzugezogene in die Gemeinschaft zu integrieren. Wissen Sie übrigens, welcher Amateurverein für mich in dieser Hinsicht vorbildlich ist?

Nein, verraten Sie es mir.

Krautzun: Der SV Rot-Weiß Walldorf-Mörfelden.

Warum? Was macht für Sie den perfekten Amateurverein aus?

Krautzun: Für mich ist das ein Musterbeispiel für eine hervorragende Vereinsführung und Vereinskultur. Die haben eine tolle Anlage mit drei Kunstrasenplätzen und eine herausragende Jugendarbeit mit mehr als 20 Nachwuchsteams. Hinzu kommt, dass fast alle Trainerinnen und Trainer einen Trainerschein haben. Aber besonders fasziniert mich, wie dort die Menschen mit Migrationshintergrund in das Klubleben integriert werden. Eine Sache, die ich vor allem im Amateurfußball nicht verstehe: Warum holen sich die Vereine nicht erfahrene Trainer, die im Moment keinen Job haben, als Mentoren ins Team? Die könnten doch den Coaches vor Ort oder auch den Eltern, die häufig Jugendmannschaften betreuen, wichtige Tipps geben. Hier werden die Möglichkeiten, die wir in Deutschland haben, gar nicht ausgeschöpft.

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